Stadtplanung als Chefsache

bild2Stadt Schaffhausen, Schwarzplan mit Geländedarstellung

Der Ort, das Team und die Organisation sind neu: Stadtrat Raphaël Rohner wertet die Stadtplanung auf. Was dahintersteckt, erläuterten er und Stadtplaner Jens Andersen gegenüber Fachleuten in den neuen Räumen am Kirchhofplatz.

Der Umzug städtischer Büros allein wäre keine Meldung wert. Bei der Stadtplanung markiert sie aber eine klare Aufwertung. Das neue Raumplanungsgesetz, die Revision des Baugesetzes und des kantonalen Richtplans werden sich laut Rohner direkt auf die kommunale Ebene auswirken. Die Stadt müsse vorbereitet sein, verdichtetes Bauen qualitätsvoll umzusetzen.

Stadtplaner als Stadtentwickler

Der Baureferent erklärt die Stadtplanung deshalb zur Chefsache und sagt: „Stadtplanung muss Stadtentwicklung sein“. Folgerichtig bindet er Jens Andersens Team als Stabsstelle direkt ans Baureferat an. Bis vor kurzem gehörte es zum Hochbauamt. Neu spielen die Stadtplaner die erste Geige: Sie haben Weisungsbefugnisse gegenüber den Baureferats-Abteilungen Hochbau, Tiefbau & Entsorgung, Stadtgärtnerei und Verkehrsbetriebe. Und das Team berät auch den Stadtrat direkt und gibt Empfehlungen ab. Damit ist klar, von wo künftig die entscheidenden Impulse für Schaffhausens Raumentwicklung ausgehen werden.

Die Stadtplanung unter der Leitung von Jens Andersen umfasst die Aufgaben Raumplanung (Tanja Geuggis), Städtebau (Jules Selter), Projektentwicklung (Gregor Schweri), Umwelt & Energie (Urs Capaul), Lärm (Erich Fischer) und Denkmalpflege (Sabine Brinitzer). Noch folgen wird der Bereich Verkehr & Infrastruktur nach der Zusammenlegung der Tiefbauämter 2015.

Proaktiv und transparent

Die Zusammensetzung zeigt, wie stark interdisziplinär die Stadtplanung verstanden wird. Der Aufgabenbereich erstreckt sich von der Strategieentwicklung bis zum Vollzug. Stadtplanung soll laut Andersen über Strukturen gesteuert werden, strategische Projektentwicklungen einen Schwerpunkt bilden. Dabei soll das Team möglichst proaktiv vorgehen, beispielsweise private Bauprojekte in einem möglichst frühen Stadium begleiten und damit gestaltend statt verhindernd eingreifen.

Eine Herausforderung ist, die städtebaulichen Vorstellungen im Dialog mit den Stadt- und Quartierbewohnern zu entwickeln. Andersen und Rohner sind sich bewusst, dass heute Transparenz für den Erfolg von neuer Raumgestaltung zentral ist. Der Arbeitsort der Stadtplaner mitten im Herzen der Altstadt ist schon ein Zeichen dafür, dass man sich nicht verstecken will. Ein Tag der offenen Tür ermöglichte interessierten Bewohnern zudem einen Einblick in die Arbeit der Stadtplaner.

Stadtmodell – Analyseinstrument für Planer und Investoren

Der Transparenz dient überdies das Stadtmodell, das im letzten Jahrzehnt dank privater Mitfinanzierung stark erweitert werden konnte. Es ist nun erstmals öffentlich ausgestellt (vorerst zu Teilen, ab nächstem Jahr dann in einem separaten Raum zur Gänze). Diese Veranschaulichung der zukünftigen Stadtplanung würde dann auch ein Vermittlungsangebot ermöglichen, das breitere Bevölkerungsschichten für eine qualitätsvolle Veränderung unseres Lebensraumes sensibilisiert. (Schulen, Lehrer-Aus- und Weiterbildung, Interessensgruppen am Thema Wohnen im Alter oder Genossenschaftliche Wohnformen)

Doch ist ein solches Modell im Computerzeitalter wirklich noch sinnvoll? Andersen ist davon überzeugt: Am Stadtmodell könne man strukturelle Lösungsansätze nach wie vor weit besser studieren als an jedem Computer-Modell. Es eigne sich optimal für grossflächige Betrachtungen, und die kämen bei einzelnen Eingriffen in den Stadtraum oft zu kurz.

Deshalb hat sich Schaffhausen zu einem Service entschlossen, der hierzulande einmalig sein dürfte: „Wir leihen Investoren oder Architekten einzelne Teile des Stadtmodells aus und unterstützen sie damit in ihrer Projektentwicklung“, erklärt Andersen. Schliesslich soll das Modell vermehrt auch im Dialog mit der Bevölkerung genutzt werden, zum Beispiel zur Diskussion einer Quartierentwicklung.

Offene Fragen

Trotz des neuen Windes in der städtischen Planung stellen sich Fragen:

  • Ist mit dieser neuen Kompetenz der lang ersehnte Befreiungsschlag für die in der Vergangenheit oft blockierte Stadtentwicklung eingefädelt?
  • Gelingt es damit tatsächlich, die Bevölkerung frühzeitig für eine konstruktive Partizipation zu gewinnen – oder bleibt es bei der Politik der Querschüsse in letzter Minute?
  • Ist mit der Reorganisation jetzt ein solides Fundament für die Stadtentwicklung gelegt – oder fehlen parallel dazu nach wie vor wichtige Planungsinstrumente?
bild3Die verantwortlichen Personen der Stadtplanung v.l.n.r.: Raphaël Rohner, Stadtrat / Sabine Brinitzer, Kant. Denkmalpflege / Verena Seifert, Asssistenz / Tanja Geuggis, Raumplanung / Jules Selter, Städtebau / Gregor Schweri, Projektentwicklung, Jens Andersen, Leitung Stadtplanung / Erich Fischer, Lärm / Urs Capaul, Umwelt&Energie
bild4Grosszügige Räume auch für die Teile des Stadtmodells