„Darf man Häuser in den Rhein bauen?“

2 Die Stadt im Modell
Solche und andere Fragen beantworteten Mitglieder des SCHARF-Vorstands während des diesjährigen Architektur-Workshops beim JUPS.
Was tut man am Samstagmorgen mit einer Handvoll architekturbegeisterter Sieben- bis Elfjährigen? Genau! Man macht eine Stadtexpedition unter dem Motto „Die Stadt ist ein Häusermeer – und was mehr?“. SCHARF-Präsident Christian Wäckerlin begrüsste die Jups-Kinder in der Kammgarn und betonte die Wichtigkeit des genauen Hinschauens. Und weil es beim Schauen immer verschiedene Blickwinkel gibt, führte der erste Weg der Expedition an den Kirchhofplatz zum neu eingerichteten Büro der Stadtplanung. Gregor Schweri, Projektentwickler im Planungsamt, zeigte der Gruppe das dort ausgestellte Stadtmodell.
Anhand einiger Anhaltspunkte – wo sind wir jetzt, wo sind die Kirchen, wo war die Stadtmauer früher, welchen Bereich bezeichnet man heute als Altstadt – konnten sich die Kinder rasch orientieren, und es entwickelte sich eine exquisite philosophische Gesprächsrunde um Verdichtung, Hochhäuser, öffentlichen Raum, Freiraum und Wohnraum. Diese Diskussion fand zwar nicht mit Profivokabular statt, aber inhaltlich war das alles sehr anregend. Imaginär zügelten die Kinder alle Bäume der Altstadt auf den Herrenacker. Dann stellten sie Sagex-Hochhäuser in die freien Flächen. Ein Kind zeigte sich entsetzt über die Idee, die freien Flächen als Parkplätze zu nutzen. Dann schon lieber einen Fussballplatz oder einen Markt oder einen Spielplatz oder… Den Unterschied zwischen den neuesten und den ältesten Häusern erkannten die einen an den verschiedenen Holzfärbungen der Modelle, andere unterschieden bereits die Architektur. Nach mehrmaligem Umplatzieren fand man mit Hilfe von Gregor Schweri einen Platz für die Hochhäuser, wo sie gar nicht so auffallen, und beim Verabschieden meinte das Jüngste der Kinder vor dem Modell der vorderen Breite: „Ui, da hat es aber noch viel Platz für Häuser!“.
Perspektivenwechsel: 192 Stufen zum Top des St. Johann-Turms. Katharina Bürgin, Verstärkung im Workshop-Team und Mitarbeiterin der Kantonsarchäologie, wusste, wie alt der Turm etwa ist. Die Sicht von oben beeindruckte die Kinder sehr und stellte das Stadtmodell in der Wahrnehmung der Kinder in einen neuen Zusammenhang.
Die Stadt im Kleinformat, das Häusermeer von oben – blieb nur noch, den veritable Stadtboden zu untersuchen. Und das taten wir, indem wir auf dem Kirchhofplatz und dem Herrenacker von den verschiedenen Belägen mit Oelkreiden auf Papier grosse Frottagen erstellten, an denen alle Kinder – und die Erwachsenen mindestens ebenso gerne – gemeinsam schraffierend arbeiteten . Asphalt, Bsetzistein, die Steinchenschicht auf dem Herrenacker oder der eine oder andere Gusseisen-Dohlendeckel mit dem VonRoll-Schriftzug ergaben farbenfrohe Abzüge der feinstrukturierten Schaffhauser Strassen- und Plätzbelägen. Das Bewusstsein für die unterschiedlichen Facetten, die sich im Platzkontext auch in kleinen Details auftun, wurde bei den Kindern angeregt. Aus ihren – inhaltlich oft erstaunlichen – Beobachtungen äusserte sich das junge Publikum nicht selten in einer haarscharfen Analyse die den wirklich existierenden Probleme oft sehr nahe kam.
Diese Erkenntnisse bestärkte das Workshop-Team von SCHARF, zukünftig noch stärker gezielt Veranstaltungen für die übernächste Generation an Architektur interessierter anzubieten.

3Der gerasterte Blick vom St. Johann Turm
4Bodenfrottage auf dem Kirchhofplatz
5Die Pause vor dem ersten Werk
6Der Autorenstolz nach der strengen Arbeit.
Mehr Informationen:

Veranstaltungen: JUPS 2014: Architekturworkshop mit dem Schaffhauser Architektur Forum