„Platz da!“ – Ein Platz ist ein Platz wenn es Platz hat

Bericht über den SCHARF-Workshop beim JUPS – Festival Junges Publikum Schaffhausen vom 10. September 2017
img_5017Pierre Néma erläutert den Fronwagplatz einst und jetzt anhand von Peter G. Ulmers Broschüre
Auch dieses Jahr nahm SCHARF für seinen JUPS-Workshop ein lokales Dauerbrennerthema auf. Unter dem Motto „Platz da!“ fand eine Expedition zu mehreren Schaffhauser Plätzen statt, und wiederum wurde mit den Kindern diskutiert, philosophiert und handfest gestaltet.
Schaffhausen hat mit kulturkiste.sh eine Plattform, die das Kulturvermittlungsangebot der Region zusammenfasst. Vermittlung von Architekturthemen wird bis anhin nur vom Schaffhauser Architektur Forum angeboten. Wie ernst SCHARF diese wichtige Vermittlungsarbeit nimmt, zeigten die Vorstandsmitglieder Susanne Albrecht, Andres Bächtold, Pierre Néma, Rolf von Burg und Peter Sandri mit der Unterstützung der beiden Architektinnen Mila Kutlacic und Carole Signer: Zur Vorbereitung des mittlerweile vierten JUPS-Workshops stöberten sie intensiv in Bildarchiven, planten die Stadtexpedition und produzierten ein superbes Modell des Kammgarnhofs aus Styropor.
Mit 10 Kindern zwischen 7 und 12 Jahren war der Workshop ausgebucht. Nach einer Begrüssung und Einführung durch SCHARF-Präsident Christian Wäckerlin ging es bei schönstem Sommerwetter zuerst zum Herrenacker, dann zum Fronwagplatz und via Kirchhofplatz in den Mosergarten. Verschiedenste Bilder aus allen möglichen Epochen veranschaulichten die Entwicklung dieser Plätze und ihre verschiedenen Nutzungen über die Jahrzehnte. Die Kinder erkannten wichtige Gebäude, suchten jeweils das älteste und das jüngste – auf dem Kirchhofplatz etwa die Kirche St. Johann und das Altersheim – und anhand der Bilder solche, die „irgendwie schon immer da waren“. Sie erkannten die Renovation als Alternative zum Abriss und staunten über Fotos des Fronwagplatzes mit Pferdekutschen, Autos, Trottoirs und Zebrastreifen! Politisch(er) erzogene Kinder erklärten, wo dieser Tage die Demos stattfinden… An den Herrenacker als Parkplatz konnten sich die Kinder natürlich nicht erinnern, einige wussten aber, dass er jetzt – nicht nur, aber auch – als Deckel auf dem Parkhaus dient. Dass dort das Theater steht, Stars in Town, Märkte, Mittagspausen und der Slow-up stattfinden, war ja eh klar! Was der Mosergarten früher war und wieso er so heisst, wie er heisst, kam ebenfalls zur Sprache. Der Rundgang bewies es: viele Kinder wissen echt viel und haben ein exzellentes Verständnis für Bilder, Pläne und Luftaufnahmen.
„Was macht eigentlich einen Platz zu einem Platz?“ war die entscheidende Frage zum Thema – und der junge Fragesteller versuchte gleich selbst eine Antwort: Wenn es breiter ist als eine Strasse, wenn es Platz hat und Fläche, die nicht zum Bauen, sondern für Anlässe und zum Spielen ist. Dann ist es ein Platz!
Zurück auf dem Kammgarnhof konnte jedes Kind einen Teil des Styropor-Modells nach Lust und Laune umgestalten: ob Gartenanlage mit Kuh, Rutschbahn, Swimmingpool mit Liegewiese, Spielplatz, Baum mit Sitzbank, Autogarage, Wohnhaus – dem Gestaltungseifer und der intensiven Beschäftigung mit allen möglichen Materialien zuzuschauen, war die pure Freude. Am Ende wurden die Teile zusammengesetzt. Was entstand, war ein Kammgarnhof-Gefüge aus unbändiger, farbiger Fantasie, die wahrlich dem einen oder anderen echten Planer auf die Sprünge helfen könnte.
dsc01717Peter Sandri im Mosergarten….
img_4524Der Kammgarnhof im Modell vorher…
img_5095… und nachher
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