Klosterviertel

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Weichenstellung
Beim Klosterviertel handelt es sich für schaffhauser Verhältnisse um ein bedeutendes Areal am Rande der Altstadt, welches durch die aktuellen Umlagerungsabsichten im Zusammenhang mit dem neuen Sicherheitszentrum viele Begehrlichkeiten weckt. Es wird zu Recht als Filetstück bezeichnet, da sind sich eigentlich alle einig. Die privilegierte Lage und die Grösse machen es aber unabdingbar, eine Entwicklung mit entsprechender Vor- und Weitsicht anzugehen. Die Nutzungen in diesem Areal haben sich seit dem Mittelalter bis heute mehrfach grundlegend geändert. So können wir auch heute frei über die Nutzung von Bauten aus der Gründerzeit der Stadt befinden, was wir auch unseren Nachfahren ermöglichen sollten. Bedürfnisse zukünftiger Generationen sind jedoch in der heutigen Vorstellung von Stadtentwicklung nur schwer vorauszusagen. Behält die öffentliche Hand das Klosterviertel, ist gewährleistet, dass die nächsten Generationen, dann wenn ihre Bedürfnisse anstehen, wieder mitwirken können.
 
Transformation und Öffnung
Die Altstadt bildet das Stadtzentrum, schafft Identität und ist mit Leben gefüllt. Die historische Bedeutung ist auch im heutigen Stadtleben noch spürbar. Das Klosterviertel – heute mehrheitlich ein undurchlässiger und eher abweisender Ort – wäre in einer nächsten Transformation zu öffnen und als Areal für die Bevölkerung ein grosser Gewinn. Dieser Prozess muss sorgfältig und mit geeigneten, bewährten und qualitätssichernden Methoden, begleitet werden. Das braucht selbstverständlich Zeit – Zeit, die durch aktiv bewirtschaftete Zwischennutzungen auch Erkenntnisse für die Entwicklung von verbindlicheren Lösungen fördert.
 
Chance nutzen
Eine forcierte Entwicklung des riesigen Areals mit dem Ziel, möglichst rasch definitive Nutzungen zu zementieren und Verkaufserlöse zu generieren, ist genau hier unangemessen. Qualität erfordert über einzelne Legislaturperioden hinaus, nebst einem langfristigen Zeithorizont, speziell auch Geduld. Eine Testplanung, als erster Verfahrensschritt, lotet mit einer begrenzten Anzahl interdisziplinär zusammengesetzter Teams, einer partizipativ mitwirkenden Gruppierung aus Liegenschaftsbesitzern, Bevölkerung, Verwaltung, Gewerbe und Fachverbänden das Potential des Areals aus. Dabei ist den Freiräumen und damit den Beziehungen und der Vernetzung im Quartier hohe Aufmerksamkeit zu schenken. Die Ergebnisse der Testplanung bilden die Grundlage für die Ausschreibung von Wettbewerben für die einzelnen Baufelder und ihren durchaus heterogenen Trägerschaften.
 
Stadt oder Kanton?
Grundsätzlich spielt es tatsächlich keine Rolle, ob in einer engen Zusammenarbeit die Stadt oder der Kanton das Areal entwickelt. Beide werden sowieso kooperieren und eng zusammenarbeiten müssen. Wesentlich ist jedoch die entscheidende Weichenstellung, dass der Besitz, wie vorgängig dargelegt, für immer in öffentlicher Hand bleibt. Die Stadt verfügt in dieser Aufgabe über die notwendigen Instanzen, Strukturen und Erfahrungen. Aus diesen Gründen sind wir dezidiert der Meinung, dass das Klosterviertel bei der Stadt, unter Wahrung der Interessen der Stadtbevölkerung, besser aufgehoben ist.
 
Ressourcen, Kapazitäten
Die Stadt kann sich die Übernahme des Areals – ohne Schulden zu machen – als Investition in eine zukünftige öffentliche Attraktivität selbstverständlich leisten. Bei sorgfältiger Planung und sinnvoll etappierter Umsetzung kann die Stadt unter Berücksichtigung aller Faktoren nur gewinnen, ein erkennbarer Mehrwert für die Bevölkerung ist garantiert. Diesen Schritt zur Übernahme muss sich die Stadt sowohl aus städtebaulicher, als auch aus kaufmännischer Notwendigkeit, leisten. Für tatsächlich existierende Engpässe muss die Kapazität entweder ausgebaut oder durch beigezogene externe Fachleute geleistet werden. Planerleistungen können auch durch frühzeitige Baurechtsvergaben ausgelagert werden. Stadt und Kanton müssen nicht alles selber machen. Entscheidend ist eigentlich nur, dass das Klosterviertel in öffentlicher Hand bleibt, was nur mit einem Ja am 25. November gesichert ist.
 
SCHARF, Schaffhauser Architektur Forum
Für den Vorstand,Christian Wäckerlin, Präsident