Ein Balkon fürs Kammgarn West!

Es ist schon fast Tradition, dass SCHARF beim Festival JUPS eine Stadtexpedition für das junge Publikum anbietet. Unser Thema dieses Jahr: „Fassaden – Hausgesichter“. Erfreulich, dass der Workshop ausgebucht war.
Hausfassaden sind mehr als Fenster, Türen und Mauern. Durch das Spiel mit Öffnungen und Zwischenflächen erhalten Fassaden eigene Gesichter und die Häuser besondere Merkmale. In der Altstadt von Schaffhausen gibt es die verschiedensten Arten von Fassaden zu besichtigen, weshalb SCHARF den diesjährigen JUPS-Workshop um dieses Thema kreisen liess.
Die SCHARF-Vorstandsmitglieder Susanne Albrecht, Andres Bächtold und Pierre Néma hatten den Workshop minutiös vorbereitet. Nebst der Suche nach geeignetem Bild- und Anschauungsmaterial bastelten die drei ein Kartonmodell des Gebäudes Kammgarn Flügel West und überzogen es mit einem Plot des Fassadenplans. Inspirierend war, dass die Stadt erlaubte, diese Vorbereitungen – und bei schlechtem Wetter auch den ganzen Workshop – im 1. OG des Original Gebäudes durchzuführen. Petrus sei Dank konnte das Modell dann aber auf dem Kammgarnhof, gleich vor der Originalfassade, platziert werden. Arbeitstische mit Bastel- und Malutensilien standen ebenfalls bereit.
Vor dem kreativen Umgestalten der Industriefassade zog die Gruppe – ausgerüstet mit Skizzenbuch und Bleistift – los zu einer auf das Thema einstimmende Stadtexpedition. Den ersten Halt gab es bei Museum zu Allerheiligen. Die alten Klostermauern boten bereits Anlass zu philosophischen Diskussionen: warum gibt es grosse und kleine Fenster? Weshalb gibt es überhaupt Fenster? Wie sind die Fenster eingebaut? Wie alt sind die Mauern? Wozu diente das Gebäude früher – und heute? „Aha! Grosse Fenster bedeuten viel Licht und viel Licht ist gut für Kunstausstellungen!“, erkannten die Kinder. Das nebenan gelegene Gefängnis mit den vergitterten Fenstern weckte vor allem bei den Jungs die Lust am Fabulieren. Natürlich durfte auf der Besichtigungstour das Haus zum Ritter nicht fehlen und als Kuriosität erwies sich die Münstergasse, die sich auf der ganzen Länge zum Coop City hin als Fälschung entpuppte. Dass die Eingangstüren und –treppen Attrappen sind, hinter denen sich das Ladengeschäft verbirgt, war eigentlich keinem der Kinder bewusst. Mit tausend Fragen und Ideen rund um Erker und deren Sinn und Zweck und vielen Notizen und Zeichnungen im Skizzenheft kehrte die Gruppe zum Kammgarnhof zurück.
Angeregt vom Gesehenen und mit Begeisterung gestalteten die Kinder anschliessend die Fassade des Modells Kammgarn West um. Balkone, Fresken, Riegel, Erker, Farbflächen, Collagen und allerlei „Bepflanzungen“ erhielt das Industriegebäude – von dem übrigens ein Kind wusste, was ganz früher darin hergestellt wurde, und ein anderes, dass es ein Museum beherbergt hatte. Die SCHARF-Verantwortlichen waren fasziniert, mit welcher Ausdauer und Hingabe die JUPS-Kinder am Werk waren. Die vielen kleinen Details bewiesen, dass auch im Game-Zeitalter noch viel handwerkliche Fantasie vorhanden ist. Von dieser liessen sich sogar einige erwachsene Begleitpersonen und Passanten anstecken!
1Beobachten und skizzieren
2Häuserfassaden an der Münstergasse
3Schmucke Hauseingänge und Schaufenster, was ist dahinter?
4Ein Balkon für die Kammgarnfassade
5Die Open-Air Kreativwerkstatt von SCHARF
6Die Musterfassade für den Kammgarn-Westflügel