Kompromissbereitschaft am Platz: „Es isch all da“

Der grosse Wurf ist es nicht, was die Arbeitsgruppe „Attraktivierung Altstadt“ beim Thema Parkplätze am Platz beschlossen hat. Die grosse Kunst war vor allem, alle Meinungen auf einen Nenner zu bringen und einen Konsens zu finden.
Im Konventhaus erläuterten Baureferent Raphaël Rohner, Sicherheitsreferent Simon Stocker sowie der stellvertretende Leiter der Schaffhauser Stadtplanung, Jules Selter, die geplanten Massnahmen zur Aufwertung des Platzes. Eingeladen waren die Anrainer und Gewerbetreibenden am Platz. Gekommen waren auch Vertreter der in der Arbeitsgruppe „Attraktivierung Altstadt“ tätigen Organisationen: VCS, Pro Velo, ACS, TCS, Einwohnerverein Altstadt, Schaffhauserland Tourismus, Pro City, IG Unterstadt, Tiefbauamt, Verwaltungs- und Verkehrspolizei.
An drei Stellwänden hingen Pläne und Bilder zur Veranschaulichung der geplanten Veränderungen. Gegenüber dem Ist-Zustand (18 Parkplätze in der Platzmitte, 6 entlang dem Trottoir) sind neu noch 12 + 3 = minus 9 Parkplätze vorgesehen. Eine mit Detailzeichnungen versehene, colorierte Version des Vermassungsplans war hilfreich, um sich die geplante Situation mitsamt Möblierung, sprich Sitz- und Begrünungselementen, vorzustellen.
Kompromisse hüben und drüben
Raphaël Rohner begrüsste die bereits heftig diskutierenden Anwesenden und äusserte sich zur schwierigen Aufgabe der Arbeitsgruppe, einen für alle einigermassen erträglichen Konsens zu finden in der schon immer hitzig geführten Parkplatzdebatte. Ansehen, evaluieren, Entwürfe machen, nachkorrigieren, Konsens finden – das sei die Vorgehensweise, die zur schrittweisen Umsetzung der Verbesserung der Aufenthaltsqualität auf dem Platz führen soll, so Rohner. Alle seien über ihren Schatten gesprungen. Entstanden sei kein grosser Wurf, aber „es isch all da“. Bis zu den Sommerferien, vielleicht schon zum Altstadtfest Schaffusia’15 im Juni soll die Neugestaltung auf dem Platz fertig sein.
In naher Zukunft werden drei weitere Plätze in Bezug auf die Aufenthaltsqualität in Angriff genommen: Neustadt/Haberhaus, Fischmarkt, Kantonalbank/Schützenstübli.
Den Platz freier machen
In seiner Funktion als stellvertretender Leiter der Stadtplanung erläuterte Jules Selter die ausgestellten Pläne. Der momentan noch verkehrs- und autolastige Platz komme als Platz nicht zur Geltung, sei zu eng, könne nicht sinnvoll genutzt werden. Vor allem der Teil gegenüber der Safrangasse soll aufgewertet werden. Momentan gibt es dort 33 Veloabstellplätze, die neu vor dem AXA-Gebäude vorgesehen sind. Hauptziel der Neugestaltung: Mononutzung durch den Autoverkehr aufheben, mehr Platz für den Durchgang schaffen, dem Brunnen mehr Beachtung schenken und dem Platz insgesamt eine freiere Wirkung verleihen. Sitzgelegenheiten und Bepflanzung bringen Aufenthaltsqualität. „Der Platz wird ein schöner Platz mit Möglichkeiten für eine kleine Gastronomie“, so Selter.
Total konträre Anliegen
Simon Stocker, Sicherheitsreferent, fasste zusammen: „Das Parkplatzthema ist ein riesiges, schwieriges Thema“. Auch er ist froh, dass man entschieden hat, sich Schritt für Schritt an die Arbeit zu machen. Ihm ist es ein grosses Anliegen, den Hochzeitsgesellschaften, die vom Standesamt auf den Platz hinaustreten, einen würdigen Rahmen zu bieten. Der grosse Kompromiss war, einen Konsens zu finden bei zwei total konträre Anliegen: Alle Parkplätze erhalten vs. alle Parkplätze eliminieren.
Wunschkonzert
Die Fragerunde mutierte zu einem veritablen Wunschkonzert: Kleinwagenparkplätze, Kurzzeitparkplätze, überdachte Veloabstellplätze, Sitzgelegenheiten an einer warmen Wand, Bäume statt Blumenkübel, verkehrsfreie Safrangasse und neue Verkehrsführung durch die Krummgasse, Verkehr überhaupt nur für Anlieferung und Anwohner, Fassadenrenovation an der Konstanzer Schütte, aufgeteerte Schwellen zur Verkehrsverlangsamung, und… und… und… Auch die Grundsatzdiskussion wurde nochmals angezettelt: jemand fragte, ob geplant sei, die Parkplätze je ganz zu eliminieren (Stocker versprach nichts, schloss aber auch nichts aus. Er erinnerte an damals, als man sich auch nicht vorstellen konnte, dass der Fronwagplatz je verkehrsfrei wäre), und Pro City machte sich stark für den Erhalt vieler Parkplätze für die stets älter werdenden Altstadtkunden.
Die Verantwortlichen versprachen, die Einwände zu prüfen und vielleicht eine weitere öffentliche Veranstaltung zu organisieren.
Kommentar
Das Wunschkonzert war relativ laut und lang, und es schien, als wäre noch ganz vieles möglich. Der Versuch einer Aufwertung mittels Sitzbänken und Bepflanzungsmassnahmen kann aber letztlich doch nicht von der Tatsache ablenken, dass die Streichung von 9 Parkplätzen, die Montage von Sitzbänken und eine Begrünung eine Alibiübung sind. Noch immer fahren und parken Autos auf dem Platz, und man isst sein Sandwich mit Auspuffen auf Augen- und Abgasen auf Mundhöhe. Wie viel entspanntes Feng Shui da möglich ist, wird sich zeigen.
bi1Projekterläuterung durch die Stadträte Raphaël Rohner, Simon Stocker und Stadtplaner Stv. Jules Selter
bi2Stadtplaner Stv. Jules Selter erklärt die neue Platzeinteilung
bi3Die interessierten Besucher in der Schlussdiskussion