Parkplätze: Meinungen, Gründe und Argumente, oder die Fähigkeit, die wirklich relevanten Fragen zu stellen

Akteure in einer Stadt verhalten sich entsprechend dem Angebot und den naheliegenden Nutzungsmöglichkeiten. So lange oberflächige Parkplätze bestehen, werden sie gesucht und rege beansprucht. Fehlen diese, sucht man sie im naheliegenden Parkhaus, weil sich die Akteure längerfristig anpassen, wenn sich Nutzungsmöglichkeiten verändern, sofern das verlockende Angebot weiterhin noch stimmt.
Wenn nun diese Aspekte Schaffhausen-spezifisch präziser bezeichnet werden…
-> Akteure = Personen die mit dem PW in der Altstadt einkaufen möchten
-> Angebot = Interessanter und Altstadt-bezogener Detailhandel und Dienstleistungen
-> Nutzungsmöglichkeit = den PW in erreichbaren Gehdistanzen zum Angebot parkieren
 
… und diese Aspekte in einer Karte visualisiert werden, wird schnell klar, dass die Altstadt – auch für Automobilisten – heute schon bestens aufgestellt ist!
Das Argument der zumutbaren Gehdistanz:
-> Von den heute bestehenden Parkhäusern am Rand und im Zentrum der Altstadt Schaffhausen sind gebietsbezogen alle Angebote in einer Gehdistanz von ca. 250m, in maximal 10 Minuten erreichbar!
-> Welche Gehdistanz zumutbar ist – vom parkierten Auto, oder von der Bahn- oder Bushaltestelle bis zur Einkaufsmöglichkeit und entsprechend zurück, entscheiden einzig und allein die Konsumentinnen und Konsumenten, entsprechend ihrer physischen Verfassung und ihrer zu Verfügung stehenden persönlichen Ausrüstung (Korb, Tragtasche, Poschtiwägeli)
Wenn nun Vertreter der Altstadt-bezogenen Detailhandelsvereinigung die zumutbare Gehdistanz für Schaffhauser Konsumentinnen und Konsumenten gemäss einem sog. Expertenzitat auf 150m festlegen, um damit auf die Gefahr einer ‚Unerreichbarkeit’ ihrer interessanten Angebote und umgekehrt auf die Verlockung der Massenangebote in den Einkaufszentren hinzuweisen, ist auf der Karte gut zu erkennen, dass auch für Kundinnen und Kunden im Einkaufszentrum diese „zumutbare“ Gehdistanz gilt. Diese wird sogar noch grösser, wenn man nach dem Beladen des Kofferraumes auf dem Parkplatz das zentrumseigene Poschtiwägeli wieder versorgen muss!
Das Argument der Parkplatzpreise:
-> Die Stadt Schaffhausen verlangt für die Parkzeit auf oberirdischen Parkplätzen gleich viel, wie für diejenigen in Parkhäusern. Der einzige Unterschied besteht in der erlaubten Parkzeit, die auf den oberirdischen auf max. 2 Std. begrenzt ist.
-> Wenn Sie nun beschliessen, als Akteur mit Ihrem PW an einem Samstagmorgen das interessante Angebot unseres Schaffhauser Detailhandels in der Altstadt zu nutzen und dazu ein angenehmes Zeitfenster von ca. 3 Std. reserviert haben, haben Sie heute schon zwei Möglichkeiten.
1. das Auto im Parkhaus so lange wie Sie wünschen sicher parkieren, beliebig oft ihre Einkäufe abladen, um dazwischen flanierend weitere Angebote des Detailhandels in Ruhe geniessen und in Ruhe Leute zu einem ‚Schwatz’ zu treffen.
2. sich im Auto, auf der Suche eines oberirdischen Parkplatzes, in einen garantierten Suchverkehr durch die belebten Altstadtgassen unterzuordnen. Um unter Umständen, in einer nochmaligen Runde weiter auf einen freien Parkplatz hoffend, bereits leicht gestresst, denn das Zeitfenster wird eng, endlich den Platz zu finden, um dann auf diesem legal nur max. 2 Stunden parkieren dürfen. Der Stress bleibt, ganz besonders, wenn die Angebote interessant und die Chance jemanden zu treffen gross sind.
Fazit:
Noch sind die beiden Nutzungsmöglichkeiten in der Altstadt, um Ihren PW zu parkieren, gegeben. Welche von beiden genutzt werden, entscheiden einzig und alleine Sie als Konsumentinnen und Konsumenten, gemäss Ihrer Vorstellung darüber, wie Sie Ihr Verhältnis von Genuss und Stress im Angebot der Stadt gewichten. Wenn eine von zwei Möglichkeiten verändert wird, werden die Akteure gezwungen, die andere zu wählen und passen sich längerfristig an. Diese Entscheidung können sie aber heute schon ohne Zwang treffen.
Altstadt mit Lücken: 150m zumutbare Gehdistanz?
Alstadt abgedeckt: 250m zumutbare Gehdistanz?