Bericht zur Generalversammlung 2022

Generalversammlung SCHARF 2022
Sie wissen es inzwischen, SCHARF sucht sich immer besondere Orte für die Durchführung der GV. Das ist uns auch dieses Jahr gelungen, haben wir doch heute die Gelegenheit, dank dem grosszügigen Entgegenkommen von Anita Wanner und Hansruedi Marti – den neuen Besitzern des CINEVOX – Gebäudes – diese Architektur-Ikone vom Architekten Max Bill zu geniessen. Wir lernen die Beiden und das Gebäude im Rahmen der anschliessenden Führung noch kennen.
Ebenfalls bedanken möchten wir uns auch bei Herr und Frau Leclerc, die Dank Ihrer reichen Erfahrung als gute Seele dieses Hauses wichtige Kontaktpersonen während der Vorbereitung unserer Veranstaltung waren und heute Abend Gast sind. Sie beide sind natürlich ebenfalls bestens über dieses Haus informiert.

Vielen Dank

JAHRESBERICHT 2021/2022 DES PRÄSIDENTEN

Intro
Das Wort Pecha Kucha wurde in Tokio im Februar 2003 von zwei Architekten erstmals im Rahmen einer Designveranstaltung verwendet und befreite damit das Publikum von der üblichen Langeweile, ausgelöst durch die sonst ellenlangen Power-Point-Vorträgen. Pecha Kucha heisst „dauernd quatschend“ und ist eine Vortragstechnik, bei der zu einem mündlichen Vortrag passende Bilder (Folien) an eine Wand projiziert werden. Dabei ist das Format vorgegeben: 20 Bilder (Folien) zu jeweils 20 Sekunden. Die Gesamtzeit von 6:40 Minuten ist dadurch die maximale Sprecherzeit.
Wie letztes Jahr angekündigt, habe ich mich – nicht zuletzt aus Zeitgründen – kurzfristig entschlossen, Pecha Kucha für die Präsentation meines Jahresberichts einzusetzen… und nun den Versuch gewagt, mein Versprechen dieses Jahr einzulösen. Mit einer Einschränkung, dass ich die Bildabfolge selber steuern werde.

1.
Es fanden 4 Vorstandsitzungen statt, eine im letzten Jahr und drei bis heute. Leider mussten wir unser Vorstands-Jahresschluss-Fondue wegen Corona-Absenzen kurzfristig absagen.
Über die Wintermonate haben wir unsere Vereinsaktivitäten sowohl aus zeitlichen- als auch aus Corona-bedingten Gründen stark heruntergefahren. Trotzdem traf ich mich während dieser Zeit mit den meisten Vorstandsmitgliedern zu Einzelgesprächen und konnte so die Gedanken für eine Neuausrichtung von SCHARF einfädeln. Diese erwähne ich noch separat.

2.
In meiner neuen Situation als pensionierter Zeichnungslehrer nutze ich vermehrt Ausflüge in die Übrig-Schweiz, nicht zuletzt auch darum, um zu spicken, wie andere Architektur-Foren Veränderungsprozesse vermitteln. Den bilateralen Informationsaustausch pflegten wir auch in diesem Vereinsjahr mit den verschiedenen Bezugspersonen: Katrin Bernath, Baureferentin und Marcel Angele, Stadtplaner zu Stadtentwicklung, Prozesse, Verfahren, Wettbewerbe ebenso auch zu den verantwortlichen Personen von Neuhausen am Rheinfall mit dem Quartierverein- und der Gruppe Lebensraum Altstadt, den Schaffhauser Sektionen des Heimatschutzes und des SIA zum Vergleich externer Stadtentwicklungsprozesse pflegen wir auch weiterhin die wichtigen Kontakte zu Vertretern des SIA Schweiz, dem BSA, sowie zu Archijeunes, Baukulturvermittlung. Ebenso nutzen wir die verschiedenen Medien, wie die SN, die AZ und das Hochparterre zur Vermittlung unserer Haltung.

3.
Im Zeitraum zwischen der GV im Sept. 2021 und der heutigen GV 2022 im August hat der Vorstand erneut eine Anzahl Veranstaltungen organisiert und – gemäss unseren SCHARF-Zielen – Berichte auf der Webseite publiziert. Diese sind dort chronologisch jederzeit nachzulesen. In der Folge gewähre ich Ihnen daraus kurze Einblicke zur Erinnerung… Doch im Voraus bedanke ich mich bei unseren treuen Sponsoren, die uns – teilweise über Jahrzehnte die Treue halten. Dank ihnen bleiben wir autark und Sie ermöglichen uns, die anfallenden Kosten der Veranstaltungen zu tragen.

4.
Mitte September 21 fand die Generalversammlung 2021 „by Betz“ statt. Ein stattliche Anzahl Mitglieder und Gäste trafen sich in wohnlicher Atmosphäre in den zentral gelegenen Ausstellungsräumen unseres Sponsors „Betz Wohnungs- und Bürodesign AG“. Im Fachreferat bot uns Benjamin Thut interessante Einblicke in die Designphilosophie seiner Firma Thut Möbel, Buchs (ZH).

5.
Ende September 21 hat uns die Stadtplanung zusammen mit anderen Interessensvertreter zu einem Workshop über das Städtebauliche Studienverfahren Rheinufer Ost eingeladen. Dieses Verfahren haben wir in vergangenen Stellungnahmen zu aktuellen Veränderungstendenzen in diesem heiklen Gebiet schon länger immer wieder vorgebracht. Unsere Haltung, dass in diesem permanent durch Belebung und Events aktivierten Gebiet nur eine Testplanung über alle Einzelgebiete Sinn macht und um praktikable Vorschläge bewirken zu können, haben wir vom SCHARF bis heute in zwei Veranstaltungen uns durch zwei SCHARF-Vertreter versucht einzubringen. Alle Statements wurden von der Stadt protokolliert und stehen den vier Teams dieses Studienverfahrens begleitend zur Verfügung. Wir sind sehr gespannt, welche Erkenntnisse Ende dieses Jahres der Öffentlichkeit präsentiert werden.

6.
Ende Oktober 21 gelang uns ein zukunftsweisender Kontakt zum noch jungen „ZAS*“, der Zürcher Arbeitsgruppe für Städtebau. Der Titel: „Platz da, urbane Qualitäten! … mit Facettenaugen durch die Stadt“ war vielversprechend. Die Gruppe leistete einen aussergewöhnlichen Personen-Einsatz… nicht zuletzt dadurch, dass über individuelle Stadtspaziergänge in 1:1-Begleitung und durch Dialoge zwischen Personen aus Schaffhausen und den Gästen von Zürich, ein vielschichtiger Fokus auf besondere und spezielle Orte in der Altstadt gelangen. Nicht zuletzt diese junge, frische und mutige – etwas andersartige – Veranstaltung überzeugte alle, die sich Zeit dafür genommen haben. Sie war für uns die Erkenntnis, dass Architektur-Vermittlung über alle Sinne – auch für SCHARF – eine wichtige Aufgabe sein kann.

7.
Mitte November organisierte SCHARF mit grosser Vorleistung durch Hochparterre ein Podium im Rahmen der Ausstellung zum Wettbewerbsverfahren Kammgarnhof. Unter dem Titel „Projektwettbewerbe im offenen Verfahren“ leisteten wir uns mit Matthias Wipf bewusst einen neutralen Moderator. Hochparterre-Redaktor Ivo Bösch – ein fundierter Kenner der Schweizer Wettbewerbsszene – vermittelte dem Publikum, aber nicht zuletzt auch den Fachpersonen auf dem Podium, in einem pointierten Input die Facts aber auch die fast unglaublichen Chancen, welche Auslober vergeben, wenn sie – wie leider immer noch zu oft – auf offene, anonyme Wettbewerbe verzichten. Der offene Diskurs auf dem Podium zeigte anschliessend klar, dass in Schaffhausen sowohl bei den Auslobern als auch bei Politikern noch grosse Differenzen und Missverständnisse hinsichtlich solcher wertvollen Instrumente und Verfahren bestehen. Wir halten uns an die Statements der richtungsweisenden, kompetenten Fachpersonen und verfolgen die Veränderungen und die neuen zukunftsweisenden Studien… – hier eine Übersicht vom August dieses Jahres – sehr aufmerksam. Wir werden nicht müde, diese Erkenntnisse auch in unserer Region weiter zu vermitteln.

8.
Im Dezember beabsichtigten wir, zum Jahresschluss und bei einem Fondue, auch Vorstandsintern wieder einmal persönlich die scharfen Gabeln zu kreuzen. Solch unbefangene Treffen spiegeln auch immer die eigen persönlichen Erlebnisse und justiert die über die Jahre entwickelte Haltung zu unserem gemeinsamen Interesse einer fundierten und anschaulichen Architekturvermittlung. Leider pfuschte uns da der Corona-Käfer ins Fondue und so bleibt mir diese Bild von einem Haus in der Altstadt Schaffhausen, dass sich im Laufe meines Lebens – so, wie ich mich auch – massiv verändert hat. Es bleibt aber immer die Frage, ob „zum Guten, oder zum Schlechten?“

9.
Ende Januar 22 habe ich – nicht zuletzt auch aus einer persönlichen Ratlosigkeit heraus, wie wir mit SCHARF weitervermitteln sollen?… natürlich auch in Folge der kontroversen Diskussionen über Sinn und Zweck von Wettbewerbsverfahren, einen SCHARF-internen Workshop organisiert, in dem wir unsere zukünftigen Ziele zu einer neuen Ausrichtung justieren könnten. Mit den folgenden drei Erfassungen habe ich drei Gruppen zu SCHARF befragt und auf Post-It erfasst:
– der Vereinsinterne Fokus: eine eingeladene Gruppe von SCHARF-Mitglieder die nicht im Vorstand sind)
– der Vereinsexterne Fokus: eine externe junge Gruppe aus dem Kreis von ZAS*)
– die Vereinsinterne Fokus: Gesamtvorstand

Ich habe von diesen Gruppen zu folgende Themen ihre Statements erfasst:
– WAS MACHT SCHARF?
– WAS BEWIRKT SCHARF?
– WAS SOLL SCHARF?

Eine Fülle von Erkenntnissen zeigte uns den Weg, einerseits SCHARF zu bleiben, aber noch authentischer, Prozesse zur Vermittlung von Diskursen zu initiieren und immer wieder ungeschminkt, Dialog, Dialog, Dialog.

Darin sind nun auch die Beteiligung der Vorstandsmitglieder eingebunden, die viel stärker auf ihre persönlichen fachlichen Fähigkeiten abstützen, so dass Ihre Engagements – noch viel pragmatischer als bisher – mit ihren persönlichen Arbeits- und auch Lebensbereichen vernetzt bleiben. SCHARF in der Aussenwirkung wird dann noch stärker durch unsere divers aufgestellte Besetzung erlebt: Frauen und Männer, Jüngere und Ältere, Architekt*innen, Landschaftsarchitekt*innen, Raumplaner*innen, Personen mit Spezialgebieten Städtebau, Oekologie, Baubiologie, Raumplanung, Finanzen und Vermittlung. Das zukünftige Programm wird unsere Metamorphose spiegeln.

Hier schliesse ich direkt meinen Dank an alle meine Vorstandskolleginnen und Kollegen für Ihre Unterstützung und Ihr Mitdenken in den Diensten von SCHARF an. Der interne Workshop hat gezeigt, dass Ihr Euch alle noch viel mehr Kompetenz-bezogen einbringen könnt, indem Ihr Eure ganz persönlichen Berufsauffassungen auch im SCHARF spiegeln könnt… so gebt Ihr dem SCHARF ein neues Gesicht.

10.
Im Mai dieses Jahres organisierte das SCHARF-Vorstandsmitglied Catherine Blum die angekündigte Folgeveranstaltung zum Interview mit dem pensionierten Stadtgärtner vom Frühling 2021. In einem Stadtspaziergang lernten wir Florian Brack – der Nachfolger von Felix Guhl – und seine öffentlichen Trouvailles kennen. In einem bewegten Dialog folgten wir ihm auf seinem grünen Weg durch die Stadträume ums Steigschulhaus, über den alten Friedhof, den Rauschengutpark, den Fäsenstaubpark zur Baustelle des Herrenackers und weiter bis zum Schluss beim Klosterbogen. Es war interessant zu erkennen, wie Dialoge vor Ort durch dieses „Unterwegssein“ räumlich angeregt werden, aber auch, dass sie umgekehrt nie „schlüssig und verbindlich“ abgeschlossen werden können. Optimal können Sie die Vorstellungskraft der Beteiligten befeuern und sollten bestenfalls aufmerksam weitergeknetet werden. Mit dazu beitragen werden auch die aktuellen Diskurse zum veränderten Klima und – eindeutig zweideutig verstanden – auch die direkte Betroffenheit daraus, dass jeder Mensch sein eigenes Gärtchen hegt und pflegt.

11.
Gerne gewähre ich Ihnen noch einen Kurzbericht über die künftigen Veranstaltungen von SCHARF, die wir – nun weiter vorausschauend als auch schon – jeweils über ein SAVE THE DATE ankündigen werden.

Ich empfehle Ihnen, da Sie ja Mitglieder sind, gerne mit Anmeldung, unsere exklusive Führung durch die Rhytech-türme, bereits nächste Woche am 24. August.

Dann beginnt – natürlich durch eine direkte Auswirkung unseres internen Workshops – am 12. September die allmonatliche, 10-teilige Reihe von Architektur-Gesprächen mit Personen mit Schaffhauser-Bezug. Die Bar im Tap-Tab bietet zu diesen Dialogen ein interessantes Forum.

Am 22. September – ich weiss, der SCHARF-Herbst ist dicht!!! – gelang uns der Kontakt zu den Verantwortlichen der neuen Aksa-Moschee. Wo gibt es in einer Schweizer Stadt, die Gelegenheit, eine neu gebaute Moschee zu besichtigen? Im Fulachtal erwartet uns eine kulturell reich dekorierte Innenarchitektur.

Neu, am Mittwoch, 26. Oktober bietet uns die Genossenschaft 1 Einblicke in Genosschaftliche Wohnformen, die kürzlich am Schlössliweg 10 fertiggestellt und bezogen worden sind.

Durch dieses SAVE THE DATE können Sie – liebe SCHARF-Interessierte – Ihre früh schon dicht gefüllte Agenda nochmals neu justieren. Oder Sie erkennen, wenn Sie eine Veranstaltung von SCHARF verpassen… dass das Leben halt schon sehr fade sein kann.

Mit diesem Augenzwinkern, danke ich Ihnen für Ihre treue Mitgliedschaft und verspreche Ihnen eine informative Führung durch den Cinevox und danach einen reichen Austausch bei Speis und Trank an diesem bedeutungsvollen Ort Cinevox.

Christian Wäckerlin
Präsident SCHARF
Generalversammlung vom 18. August 2022

Das Protokoll der Generalversammlung 2022 können Sie hier herunterladen: Protokoll SCHARF-GV 2022